„Angst ist ein schlechter Ratgeber“.Wir können Bücher lesen und die Ratschläge von Freunden und Bekannten entgegennehmen, aber wir alle wissen, dass wir die wichtigen Veränderungen im Leben immer nur durch persönliche Erfahrung umsetzen konnten. Als Eltern erleben wir das alltäglich, wenn wir sehen, dass Kinder von unseren Erfahrungen nur allzu wenig profitieren können und sich ihre blutigen Knie und Nasen ihr ganzes Leben lang erst einmal selbst holen müssen.
Insofern unternimmt dieser Ansatz die Herausforderung, uns in das persönliche Erleben mitzunehmen. Aus dem reinen Betrachten und Verstehen in das persönliche Durchleben von schwierigen Erfahrungen zu führen. Wozu soll das von Nutzen sein?
So banal dieser Blick in die Zukunft jetzt erscheinen mag, aber Gefühle gehen vorüber. Und zwar, wenn ich nicht mehr vor ihnen weglaufe, sondern mich auf sie zu bewege, sie annehme und im körperlichen Kontakt mit diesen Gefühlen stehe.
Wenn ich den Mut entwickle, mich diesen Vorgängen immer wieder zu stellen, dann werde ich die Erfahrung meiner eigenen Kräfte und Fähigkeiten machen. Ich werde aufhören, tatsächliche oder vermeintliche Probleme mit nicht funktionierenden Lösungsansätzen zu bearbeiten, sondern werde das tun, was ich möchte und das was ich kann.
Das alles erschließt sich nicht durch unseren analytischen Verstand, sondern in der Konfrontation mit unserem emotionalen System. Und dazu gehören nicht nur angenehme, sondern auch unangenehme Gefühle - häufig also die, mit der stärksten Steuerungskraft und Macht über uns.
Angst soll schützen und Leben retten. Deshalb ist unser Angstsystem in der Lage, alle anderen motivationalen Systeme in uns auszuschalten. Wenn unser Gehirn einen Angstreiz wahrnimmt, stellt es uns ein ganz ganz beschränktes Arsenal an Rettungsmöglichkeiten zur Verfügung. Es wird unser Flucht- und Kampfsystem aktiviert. Für Zwischentöne ist dann kein Platz. Wenn der oft zitierte Säbelzahntiger in der Steinzeit auftauchte, dann gab es nur die Rettungsoption erfolgreich zu flüchten oder erfolgreich zu kämpfen. Wie in der Grafik dargestellt, löst dieser äußere Bedrohungseiz heftige Körperreaktionen aus, die uns Flucht- und Kampfenergie bereitstellen. Wenn wir heute Luftnot, Panikschwitzen, Herzrasen, Schwindelgefühle und Zittern als Krankheitsymptom deuten, dann handelt es sich eigentlich um Körperreaktionen, die allesamt der schnellen Flucht dienen. Wenn uns uns das Angstsystem erfolgreich aus der Bedrohung gerettet hat, erhält es eine wirksame Rückmeldung, dass die Gefahr vorüber ist (und ich zum Beispiel in meiner Höhle angelangt bin). Somit endet die Reaktion über ein Signal, die Angst herunterzufahren. Unser Angstsystem wird jedoch heute im Laufe eines Lebens höchst selten durch vergleichbare Bedrohungsreize aktiviert.